PENG Kollektiv setzt Statement – für die Kunst und Kultur

6. November 2020
PENG Kollektiv © Ravi Sejk

Am Freitag, 30. Oktober verständigten sich Bund und Länder zur Eindämmung der Corona-Pandemie auf einen Teil-Lockdown. Er gilt seit Montag, 2. November, bis Monatsende – vorerst. Auch die Kultur- und Veranstaltungsbranche trifft es hart: Den kompletten November über sind jegliche Events, Vorstellungen und größere Zusammenkünfte untersagt. Theater, Kinos, Opern und Konzerthäuser müssen seit dem 2. November für vier Wochen schließen. Auch Messen, Freizeitparks und Spielhallen sind betroffen.

Corona: PENG Festival 2020 wird abgesagt

Der »Lockdown light« trifft auch die fünfte Ausgabe des Frauen Jazzfestivals PENG, das vom 6. bis 8. November im ehemaligen Maschinenhaus der Zeche Carl in die nächste Runde gehen sollte. Das Jazzkollektiv PENG hat sich allerdings entschlossen, keine Digital-Ausgabe auf die Beine zu stellen. »Das ersetzt keine Live-Musik. PENG ist soviel mehr als nur Ton und Bild«, heißt es auf der PENG-Site. »Daher bleibt es still im Maschinenhaus und wir hoffen, dass das PENG Festival zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden kann.«

Von der ersten Ausgabe an, hat sich das PENG Festival dank hervorragender Musik und geladener Stimmung mit einem immer weiter wachsendem Publikum zu einem der wichtigsten Jazz-Festivals für junge, lokale Bandleaderinnen, als auch etablierte Musikerinnen der internationalen Jazzszene entwickelt.

In einer ungewöhnlichen Location, mit herausragenden, regionalen und internationalen Künstler*innen sollte der Global Jazz beim 5. PENG Festival erneut mit allen Sinnen erfahrbar werden. Neben hochkarätigen Konzerten war auch eine Podiumsdiskussion mit der Autorin & Kolumnistin Şeyda Kurt über »Antidiskriminierungsstrategien« geplant.

Live Stream und Videoformat ersetzt keine Live Musik

Dass Events, Vorstellungen und größere Zusammenkünfte unter den notwendigen Sicherheits- und Hygienevorkehrungen der CoronaSchVO stattfinden, war wegen der verschärften Corona-Auflagen immer unwahrscheinlicher geworden. Bis zuletzt hatten die Veranstalterinnen des PENG-Festivals noch darauf gehofft, dass das Festival Anfang November stattfinden kann. Am Freitagabend, 30. Oktober gab das Kollektiv dann über die sozialen Medien bekannt, dass die sieben Musikerinnen leider keine Möglichkeit sehen, das PENG Festival zum aktuellen Zeitpunkt durchzuführen.

»Wir verstehen und unterstützen das Vorhaben, die Pandemie einzugrenzen und Menschen, die besonders gefährdet sind, zu schützen. Unverständlich erscheint uns jedoch die politische Priorisierung anderer Branchen und Lebensbereiche gegenüber der kulturellen Veranstaltungsbranche, die seit Monaten viel Zeit, Energie und Geld in ausgefeilte Hygienekonzepte investiert.« Mit diesen Worten endet der dramatische Appell, den das PENG Kollektiv angesichts der Folgen der Covid-19-Pandemie auf Facebook geteilt hat. Der Grund: Alle sind von dieser Krise getroffen, aber keine Branche trifft es so hart wie die Kunst- und Kultur. Tausende Menschen können ihrem Beruf nicht nachgehen und ihre Existenzen sind bedroht, aber auch die kulturelle Vielfalt ist in Gefahr.

Mit ihrem Hilferuf wendet sich die Jazz-Festival-Veranstalterinnen vor allem an die Politik: »Wir verlangen, dass unser Wirtschaftszweig, die kulturelle Veranstaltungsbranche, wahrgenommen und wertgeschätzt und die Regierung die versprochene finanzielle Hilfe für die gesamte Branche an den Lebensrealitäten ausrichtet.«

Es wird kein PENG Light geben. Wir wollen keinen Live Stream und kein Videoformat. Das Alles ersetzt keine Live Musik! PENG ist soviel mehr als nur Ton und Bild. Wir wollen uns und Euch nicht unter Wert verkaufen! Wir wollen die weit verbreitete Umsonstkultur nicht stärken.

Ohne Kunst und Kultur wird es still

Denn: Solange in der Gesellschaft kein Bewusstsein geschaffen wird für die aktuelle Situation der Kunst- und Kulturszene, können die betroffenen Menschen und Kulturschaffenden nicht sichtbar werden und Wertschätzung erfahren – genau das würde den Meinungsprozess positiv stärken und die gesellschaftliche Bedeutung von Kunst und Kultur festigen.

Das Jazzkollektiv PENG hat sich allerdings entschlossen, keine Digital-Ausgabe auf die Beine zu stellen. »Das ersetzt keine Live-Musik. PENG ist soviel mehr als nur Ton und Bild. Wir wollen die weit verbreitete Umsonstkultur nicht stärken. Wir bleiben unserer PENG Philosophie treu und machen da nicht mit«, heißt es auf der PENG-Site. »Daher bleibt es still im Maschinenhaus und wir hoffen, dass das PENG Festival zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden kann.«

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – das wären sie ihrem Publikum, aber vor allen Dingen ihren KünstlerInnen und nicht zuletzt allen Beteiligten einfach schuldig. »Wir werden uns selbstverständlich dafür einsetzen, dass es eine finanzielle Entschädigung für die Musiker*innen, Panelists und Mitarbeiter*innen gibt, für die PENG nicht nur auf idealistischer, sondern auch auf wirtschaftlicher Ebene unverzichtbar ist«, so die Erklärung der sieben Sängerinnen und Bandleaderinnen, die den harten Kern des PENG-Kollektivs ausmachen. Denn: Die Bühne ist nicht nur Berufung, sondern Beruf. Nicht nur Freizeitvergnügen, sondern auch Arbeitsplatz für Menschen, die genauso planen und Steuern zahlen müssen wie die Lufthansa!

PENG Kollektiv © Ravi Sejk

PENG Kollektiv – WDR Jazzpreisträgerinnen Ehrenpreis

Sie haben mit dem PENG Festival eine coole Plattform ins Leben gerufen: Barbara Barth, Marie Daniels, Rosa Kremp, Maika Küster, Mara Minjoli, Johanna Schneider und Christina Schamei. Junge, lokale Bandleaderinnen und etablierte Musikerinnen der regionalen als auch internationalen Jazzszene treffen aufeinander und bescheren euch drei schöne Festivaltage. Die ursprüngliche Intention war es jedoch Frauen im Jazz zu fördern. Gemeinsam setzen sich die Musikerinnen, Sängerinnen und Komponistinnen als Kollektiv – auch über das Festival hinaus – für Gleichberechtigung, Autonomie und gemeinsames Handeln in der Gesellschaft und vor allem in der Kultur ein. Dafür wurde das PENG Kollektiv nun mit dem WDR Jazzpreis 2021 in der Kategorie Ehrenpreis ausgezeichnet.

Wer das PENG Kollektiv im Radio verpasst hat, kann das Interview mit den sieben Musikerinnen hier nachhören. Zu hören gibt es alles, was ihr schon immer über PENG wissen wolltet und ein bisschen Musik ist natürlich auch dabei. Der Sender WDR 3 bringt die Preisverleihung ins Radio und online. Am Samstag, 30. Januar 2021, könnt ihr also ab 20 Uhr dabei sein.

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